Bühne des Kapitels / Moduls
Glossar extremistischer Sinnformeln
Exkurs
- Linksextreme Szene
- Neurechter Extremismus
- Neofaschistische Szene
- Islamistische Szene
Inhalt des Kapitels / Moduls
Elite, die Elite
Standardbedeutung
Die gebräuchliche Bedeutung von Elite lautet „Auslese", „Auswahl der Besten". Das Wort Elite hat im Wandel der Zeit verschiedene Konnotationen angenommen und ist emotional sowohl positiv wie negativ besetzt. Es ist damit Ausdruck eines semantischen Kampfes. Die negative Konnotation kann durch ironisch-distanzierende Zusatze wie „sozusagen“ oder Anführungszeichen (Die „Elite“) oder entsprechende Attribute explizit kenntlich gemacht werden. In den späten 1960er und in den 1970er Jahren erhielt Elite in kritischer Absicht die Bedeutung „einflussreiche Oberschicht, die am Erhalt der eigenen Privilegien interessiert ist". Als Konkurrenzausdruck tauchte in dieser Zeit die Entlehnung „Establishment“ auf, ein Wort, das ausschließlich negativ besetzt ist.
Szenebedeutung
Die Bedeutung von Elite ist im neofaschistischen Sprachgebrauch ausschließlich negativ konnotiert. Der pluralische Gebrauch als Eliten suggeriert die Existenz eines undurchschaubaren, aber organisierten Netzwerks einflussreicher Personen vor allem aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Medien. Es wird davon ausgegangen, dass dieses Netzwerk gemeinschaftlich handelt und hierbei eine „Agenda" verfolgt, die gegen die „gute Mehrheit" gerichtet ist. Ziel der Eliten ist die unbemerkte Kontrolle der „guten Mehrheit". Häufig wird angenommen, dass dieses Netzwerk geheimbundartig organisiert ist und von einer bestimmten Gruppe kontrolliert wird, beziehungsweise in deren Interesse handelt. Welche Gruppe genau hier vor den Augen der Weltöffentlichkeit verborgen agieren soll, ist unter Anhängern solcher Verschwörungstheorien grundsätzlich umstritten. In neofaschistischen Denkmodellen wird meist eine Art von „jüdisch-zionistischer Weltverschwörung“ angenommen (s. Juden, Zionismus). Elite und Eliten stellen Alteritätsformeln dar: Die Abgrenzung von den Eliten ist identitätsstiftend und -stabilisierend. Der Widerstand gegen Eliten erscheint in dieser Sicht als Teil eines sinnvollen Lebens im Kampf um das „eigene Volk" (s. Volk).
Belegbeispiele
- „Ich mein, wo man sich einig sein kann - gerade wenn der ‚IS‘ a.k.a ‚ISIS‘ a.k.a ‚Israeli Secret Intelligence Service‘ sich dazu bekennt - dass der Anschlag in die Agenda der, ich nenn sie mal ‚der Eliten‘ passt.“39)
- „Warum jetzt dieser grausame Anschlag, an diesem Tag? Nun ich denke, die Elite mochte nun dieses Programm, dieses liberal-liberalistische Programm, langsam auslaufen lassen. Darum wurden auch gewisse Bilder in die Öffentlichkeit gebracht (…)“40).
- „(…) Der Grund für d. Verbot dieses Buch, welches übrigens gar nicht aus der NS-Zeit stammte, sondern alter ist, liegt einfach darin begründet, dass es Herrschaftswissen enthalt und dieses soll nach dem Willen d. okkulten Funktionselite dem „gemeinen Volk“ gar nicht erst zuganglich gemacht werden. Denn Wissen ist Macht! Und das Unwissen des Volkes macht deren Macht aus. Gute Idee jedenfalls das Buch als Hörbuch zuganglich zu machen!“41)
„Was mir bei den Infokriegern um A. Benesch absolut nicht gefallt, ist das sie ihr Augenmerk auf verschiedene Eliten lenken, OHNE den jüdischen Hintergrund derselben zu nennen. Entweder haben sie Angst vor der zugegebenermaßen gern geschwungenen Antisemitismuskeule oder aber ... man muss ihnen selbst mistrauen. – Hier gibt’s jedenfalls die Infos über diese jüdischen Hintergründe: phumph.com/ pgorg.com /“42)
Goyim
Standardbedeutung
Goyim bzw. Gojim ist der Plural des jiddischen Wortes „Goi/Goj“ [ יוג ]. Dieses Wort stellt eine Entlehnung aus dem Hebräischen [ יוֹ גּ ] dar. Das hebräische Wort bedeutete ursprünglich zumeist in etwa „Volk" oder „Nation"‘ und ist hierin mit mehreren anderen hebräischen Wörtern teilsynonym, wobei es tendenziell – jedoch nicht ausschließlich – für die Bezeichnung anderer, nicht-jüdischer Volker oder Nationen im Ausland verwendet wurde. Im Tanach (im Christentum als „Altes Testament“ bezeichnet) wird es, teilweise auch negativ konnotiert, metaphorisch als „Heuschreckenschwarm“ oder „alle Arten von Bestien“ verwendet. Im modernen Hebräische wird das Wort meist relativ wertneutral als generelle Bezeichnung für „Nichtjuden" oder in seiner ursprünglichen Bedeutung im Sinne von „Volk" oder „Nation" gebraucht. Im Jiddischen ist das entlehnte Wort „Goi/Goj“ oder das abgeleitete Adjektiv „gojisch“ [ שיִיוג ] auch als pejorative Bezeichnung sowohl für Nichtjuden als auch gelegentlich für Juden, die sich nicht an die Vorschriften des jüdischen Glaubens halten, gebräuchlich.
In der deutschen Gegenwartssprache ist der Ausdruck Goyim kaum gebräuchlich, auch wenn die Verwendung in speziellen Kontexten wie Blogs zunimmt. Im 19. und frühen 20. Jahrhundert ist dagegen in antisemitischen und später auch faschistischen Kreisen ein Gebrauch nachzuweisen (hier zumeist in der Schreibung Gojim), der der heutigen neofaschistischen Verwendung ähnlich ist (s. u.).
Szenebedeutung
Der Neofaschismus greift die antisemitische Tradition der Verwendung von Goyim/Gojim auf. Die Kaperung dieses hebräischen Wortes wird dabei zu einer Alteritätsformel aus der Lebenswelt der Feindgruppe (um-)interpretiert und damit zu einem „Beleg" für die „jüdische Ausgrenzung" von Nichtjuden. Die Kaperung fremdsprachiger Ausdrucke ist ein Verfahren, das auch aus der rechtspopulistischen Koranexegese bekannt ist, die mit dem Kuffarbegriff als „Beweis" für den gewalttätigen Charakter des Islam argumentiert (s. Kāfir). Die neofaschistische Verwendung von Goyim/Gojim stutzt deren Ideologie, in der Jüdinnen und Juden als eine der treibenden Kräfte hinter einer vermuteten „Weltverschwörung" (s. Zionismus) stigmatisiert werden, die nur durch deren geheime politische, wirtschaftliche und mediale Einflussnahme gelinge und daher aufgedeckt werden müsse. Als Goyim/Gojim werden in neofaschistischen Texten daher zumeist Menschen bezeichnet, die „unwissende Opfer der jüdischen Weltverschwörung" sind. Diese sollen über die wahren Hintergründe der „Weltverschwörung" aufgeklart und zum (auch gewalttätigen) Widerstand aufgefordert werden. Gelegentlich wird der Begriff auch identifkationssteigernd als Bezeichnung der Eigengruppe verwandt. In letzterem Falle sehen sich die Neofaschisten als Teil der Gruppe, denen „die Juden" feindlich gesinnt sind. Diese Selbststigmatisierung wird dann umgedeutet in eine Gruppe von „Vorkampfern", die die „wahren Hintergrunde der Weltverschwörung erkannt" haben. Die zentrale ideologische Funktion des Ausdrucks Goyim/Gojim stellt somit ein identitätsstiftendes Moment dar, das Neofaschisten und alle Nichtjuden als potenziell Ausgegrenzte der suggerierten „jüdischen Weltverschwörung" vereint und diese suggerierte Ausgrenzung durch die bloße Existenz des Wortes Goyim/Gojim unmittelbar zu bestätigen versucht. Der Ausdruck Goyim/Gojim wird im neofaschistischen Sprachgebrauch teilweise grammatikalisch inkorrekt als Singular, d. h. als Bezeichnung für ein einzelnes Mitglied der vorgenannten Gruppen, gebraucht.
Belegbeispiele
- „‘Killerspiele‘ sind übrigens auch ganz böse, Goyim!“43)
- „Das Problem an law-and-order ist, dass dieses law-and-order meistens die einheimische Bevölkerung betrifft. Es geht um unsere Überwachung. Es geht um Niederschlagung von Aufständen, die von nationalistischer Seite vielleicht erwartet werden und darauf wird die Goyim-Masse jetzt eingestimmt.“44)
- „Es gibt ja das Sprichwort, auch bei sag ich mal so Verleumdungen von Personen in der Öffentlichkeit: Wirf mit viel Scheiße, es bleibt immer irgendetwas hängen. Selbst wenn rauskommt, dass das komplett erstunken und erlogen war, bleibt es in der Goyim-Masse immer noch hängen.“45)
- „Wo der Jude seine Hände drin hat kommt für den Gojin [sic!] nichts gutes raus.“46)
Jude
Standardbedeutung
Im Standardsprachgebrauch bezeichnet der Ausdruck Jude die Angehörigen eines semitischen Volkes, welches eine religiös beziehungsweise ethnisch zusammengehörende Gemeinschaft darstellt. Teilweise synonym wird der Ausdruck Israeli verwendet, obwohl dieser mit „Burger des Staates Israel" eine engere Bedeutung hat. In der langen Geschichte des Antisemitismus wurde auf Juden meist generisch mit der Jude oder mit dem unechten Pluralwort die Juden Bezug genommen. Insbesondere im Nationalsozialismus wurde der Ausdruck die Juden als Kollektivsubjektiv stigmatisierend gebraucht und stellte die zentrale Alteritätsformel dar. Im Deutschland der Nachkriegszeit finden sich daher auch umschreibende Formulierungen wie Menschen jüdischen Glaubens.
Szenebedeutung
Der neofaschistische Sprachgebrauch setzt die stark abwertende, stigmatisierende Verwendungstradition des Nationalsozialismus fort: Das feindliche Andere, das hinter jedem Übel der Welt ausgemacht wird, sind die Juden. Mit dieser Alteriätsformel artikulieren Neofaschisten ihr zentrales Feindbild. Das grundlegende rassistische Denken im Neofaschismus (s. Volk, Nation) ignoriert sämtliche modernen, wissenschaftlichen Erkenntnisse über Rassetheorien und hält unvermindert am Rassegedanken fest. Unter Neofaschistenrelativ populär, jedoch nicht unumstritten, ist die Theorie, dass die Juden der Neuzeit nicht mit dem Judentum des Alten Testaments identisch seien, sondern größtenteils „vom zentralasiatischen Turkvolk der Chasaren" abstammen sollen. Diese ebenfalls wissenschaftlich widerlegte Theorie basiert ebenso auf Thesen antisemitischer Rassetheoretiker des 19. Jahrhunderts wie beispielsweise Emil Theodor Fritsche. Die Juden werden darüber hinaus als wichtigste Träger einer angenommenen „jüdisch-zionistischen Weltverschwörung" betrachtet, die auf eine verdeckte Erlangung der Weltherrschaft ausgerichtet sein soll (s. Zionismus). Sie werden auch in Verbindung mit einer Reihe weiterer, teils diffuser Verschwörungstheorien gesehen. Die Juden werden zudem häufig mit der Praktizierung von Satanismus in Verbindung gebracht, wobei der Satanismusvorwurf nicht ausschließlich gegen Juden, sondern auch gegen Muslime oder Freimaurer gebraucht wird. Im neofaschistischen Sprachgebrauch werden zahlreiche pejorative Ausdrucke als Synonyme für die Juden verwendet. Unter diesen Ausdrucken fällt die Bezeichnung als Bastarde auf. Dieses Wort ist mehr als eine Beschimpfung, da ihm eine Funktion in der faschistischen Ideologie zukommt. Mit dem Ausdruck Bastardisierung bezeichnen Neofaschisten die angenommene Unterwanderung und „rassische Vermischung" angeblich „höherwertiger Rassen" (wie dem deutschen Volk) mit angeblich „minderwertigen" wie den Juden. Die Bastardisierung als angebliche biopolitische Strategie von Juden ist eine legitimierende Sinnformel für die massive, gewalttätige Ausgrenzung von Juden und stärkt die Identität und die Berechtigung des Neofaschismus und dessen „Widerstand".
Belegbeispiele
- „Mit der ,Globalisierung’ haben die Juden die Weltherrschaft errungen. - Dank NSA können sie jeden bespitzeln. - Geld und Wissen = Macht.“47)
- „Soso, das Hakennäschen propagiert (mal wieder) Rassenvermischung zwischen Weißen und Schwarzen (nur der Jude soll‚ reinrassig‘ bleiben, weil ... auserwähltes Volk und so ...).“48)
- „Richtig. Jesus war kein Jude. Und die Aussage, dass das Judentum lediglich eine Religion ohne enthnische Zugehörigkeit sein soll, ist - mit Verlaub gesagt - Bullshit. Hausaufgaben machen, Leute! Wahr ist hingegen, dass die meisten heute lebenden Juden nur Nachkommen khasarischer Konvertiten sind und somit keine Semiten.“49)
- „Wenn die Besatzer denn wenigstens Juden wären... Es handelt sich bei ihnen nicht um die Juden, die in der Bibel erwähnt werden, sondern um Betrüger! Sie sind die ‚Synagoge Satans‘!“50)
- „Bastarde= Juden. Kapiert?”51)
- „Wir lehnen die Judenmission in Deutschland ab, solange die Juden das Staatsbürgerrecht besitzen und damit die Gefahr der Rassenverschleierung und BASTARDISIERUNG besteht.“52)
- „Saujuden. Den Holocaust hat es niemals gegeben! Die Juden sind die Pest der Meschheit,sie haben alle Religionen erfunden, sowie den Kommunismus und die Atombombe. Alles erfndungen gegen die Meschheit. Ihr Juden verreckt doch alle!!“53)
Kanake
Standardbedeutung
Der Ausdruck Kanake stellt eine Entlehnung aus dem Polynesischen von kanaka „Mensch" dar und bezeichnet die indigene Bevölkerung Polynesiens und der Sudseeinseln. Seit den 1960er Jahren wird das Wort Kanake im Deutschen auch als diskriminierendes Schimpfwort gegen Menschen mit Migrationshintergrund verwendet, heute vor allem mit Bezug auf arabische, türkische oder aus dem Nahen Osten stammende Migrantinnen und Migranten. Seit den 1990er Jahren zeichnet sich zudem eine weitere Bedeutungsverschiebung durch Selbststigmatisierung ab: Das Wort Kanake wird zunehmend als positiv konnotierte Eigenbezeichnung, vor allem durch jugendliche Migrantinnen und Migranten oder andere Gruppen, die sich selbst als gesellschaftlich-sozial diskriminiert betrachten, verwendet.
Szenebedeutung
Der Begriff „Kanake“ wird im neofaschistischen Sprachgebrauch als stark abwertende Bezeichnung für Menschen mit im weitesten Sinne „nichtdeutschem Aussehen" gebraucht. Er bedeutet im neofaschistischen Denken in etwa „parasitarer Angehoriger einer minderwertigen Rasse, der in Deutschland kein Lebensrecht besitzt". Es handelt sich also um eine legitimierende Alteritätsformel, mit der sich die Sprecher durch den Akt des Bezeichnens einer Person oder Gruppe als Kanaken auch zugleich zu jedweder Gewalt Ausübung an dieser ermächtigen. Im Gegensatz zu den meisten anderen neofaschistischen abwertenden Begriffen oder Feindbildbezeichnungen scheint das Wort Kanake auf den ersten Blick weniger an die nationalsozialistische Ideologie anzuschließen. Es wird allerdings auch mit Verschwörungstheorien etwa eines Anders Breivik in Verbindung gebracht und ist damit beispielsweise anschlussfähig an die Verschwörungstheorie vom Aussterben der Deutschen bzw. vom „Bevölkerungstausch" (s. Großer Austausch). Kanaken sind neben den Juden (s. Jude) eine der Stigmagruppen der Neofaschisten.
Belegbeispiele
- „Deshalb haben ja alle Angst vor den ‚gewaltbereiten Nazis‘ und nicht vor kriminellen Kanaken. Wenn ‚Nazis‘ wirklich so gefährlich waren, warum traut sich dann jede Neuntklässlerin auf eine Gegendemo? Traut sie sich auch nach Bremen zum ‚Miri Clan‘?“54)
- „Wurde man alle muslimische Kanaken durch katholische Mexikaner austauschen, hatten wir hier ähnliche Probleme, was die Kriminalität angeht.“55)
Volk, Nation
Standardbedeutung
Der Ausdruck Volk bezeichnet im allgemeinen Sprachgebrauch vor allem eine große Gemeinschaft von Menschen, die durch eine gemeinsame Kultur, Geschichte und Sprache verbunden sind, oder die Masse der Angehörigen einer Gesellschaft bzw. der Bevölkerung eines Landes oder Staatsgebietes. Er kann auch die sozioökonomisch mittleren bis unteren Schichten einer Gesellschaft bezeichnen oder umgangssprachlich synonym für eine spezifische oder unspezifische Menschenmenge stehen. Daneben existieren auch verschiedene fachsprachliche Bedeutungsvarianten (Bienenvolk etc.).
Der Ausdruck Nation bezeichnet im allgemeinen Sprachgebrauch eine große, meist geschlossen siedelnde Gemeinschaft von Menschen mit gleicher Geschichte, Sprache und Kultur, die ein politisches Staatswesen bilden. Er kann auch einen Staat oder ein Staatswesen bezeichnen. Umgangssprachlich wird er häufig synonym zum Ausdruck Volk verwendet.
Szenebedeutung
Die Ausdrucke Volk und Nation stellen innerhalb des neofaschistischen Sprachgebrauchs die präferierten Bezeichnungen für die eigene Gruppe dar und sind somit Identitätsformeln, die eine ähnliche Bedeutung haben. Sie sind stark positiv konnotiert und werden oft in einem emotionalisierenden Zusammenhang genutzt. Im Gegensatz zur standardsprachlichen Bedeutung treten die staatsrechtlichen/staatspolitischen Bedeutungsaspekte der Begriffe stark in den Hintergrund. Sowohl das Volk als auch die Nation werden teilweise zwar auch als historische, sprachliche und kulturelle Gemeinschaft von Menschen verstanden, primär jedoch rassistisch als eine Abstammungsgemeinschaft (im Sinne des nationalsozialistischen Konzepts der Volksgemeinschaft). Die Bedeutungen der Ausdrucke Volk und Nation werden damit synonym mit „Rasse"; damit setzt der neofaschistische Sprachgebrauch die rassistische Tradition der Nationalsozialisten fort. Der im heutigen Sprachgebrauch stark negativ konnotierte Ausdruck Rasse findet zwar gelegentlich auch im Neofaschismus Verwendung. In der Regel wird er jedoch durch die weniger stigmatisierten Ausdrucke Volk und Nation substituiert. Insofern dienen die Sinnformeln Volk und Nation der verschleierten Ausbildung einer rassistischen Identität, welche durch den Zionismus bedroht sei (s. Zionismus).
Belegbeispiele
- "Zitat: ‚Der kostbarste Besitz auf dieser Welt aber, ist das eigene Volk und für dieses Volk und um dieses Volk Wollen wir ringen und wollen wir kämpfen! und niemals erlahmen! und niemals ermüden! und niemals verzagen! und niemals verzweifeln!‘ Adolf Hitler! Das war ein Volksvertreter. (…)“.56)
- "Respekt, dazu gehört Mut, über diese sehr gefählichen Leute. Die sind nur deshalb so mächtig, weil es zu viele kleine Nrstscheißer gibt, die ihr eigenes Volk für solch ein krankes Gesindel verraten.“57)
- "Rothschild, die Baumeister der Neuen Weltordnung. Auch in ihren Weltkriegen gegen die deutsche Nation immer eifrig am Drücker: (…).“58)
- "Orwell, du machst erstklassige Videos, aber mit der innereuropäischen Rassenkunde, musst du dich noch etwas beschäftigen. Die west- und ostlawischen Völker sind vorwiegend blond, rund und breitköpfg, die südlawischen dunkelhaarig und kurzköpig (dinarisch). Die Germanischen Völker vorwiegend blond, schmalgesichtig und langköpfig. Wirklich wissenschaftliche Forschung zu dieser Thematik hat Hans F.K. Günther in den 1930er Jahren betrieben. Die Völker weißer/arischer Rasse, also auch alle slawischen Völker, haben alle den selben rassischen Ursprung. Es gibt innerhalb der arischen Rasse 6 Untergruppen. Nicht umsonst gab es im NS-Staat die Bezeichnung „Deutschen und artverwandten Blutes:“ Arischer Abstammung (Deutschblütig) ist demnach derjenige Mensch, der frei von einem, vom Deutschen Volke aus gesehen, fremden Blutseinschlage ist [...] während z.B. ein Engländer oder Schwede, ein Franzose oder Tscheche, ein Pole oder Italiener, wenn er selbst frei von Solchen, auch ihm fremden Blutseinschlägen ist, als arisch gelten muß“ (aus Ariernachweis). „Als fremd gilt hier vorallem das Blut der auch im europäischen Siedlungsraume lebenden Juden und Zigeuner, dass der afrikanischen und asiatischen Rassen und der Ureinwohner Australiens und Amerikas (Indianer).“59)
Zionismus
Standardbedeutung
Mit dem Ausdruck Zionismus wird eine Ende des 19. Jahrhunderts entstandene politische Strömung bezeichnet, die die Schaffung eines jüdischen Nationalstaats anstrebte.
Im Antisemitismus des 19. Jahrhunderts, später dann im Nationalsozialismus wurde der Ausdruck Zionismus der jüdischen Bewegung in feindlicher Absicht übernommen und synonym mit „jüdischer Weltverschwörung" verwendet. Damit wurde Zionismus eine legitimierende Sinnformel für die gewaltsame Ausgrenzung jüdischer Mitbürgerinnen und Mitburger. Nach 1945 bezogen sich verschiedene Positionen auf den Zionismus, um den 1948 gegründeten Staat Israel zu rechtfertigen und zu bewahren. Das Kompositum enthalt den Ausdruck Zion, den Eigennamen des Tempelbergs in Jerusalem.
Szenebedeutung
Der neofaschistische Sprachgebrauch von Zionismus unterscheidet sich kaum von dem der Nationalsozialisten. Alles, was an Grauen auf der Welt passiert, liegt in der Verantwortung „der Juden", dient der „jüdischen Weltverschwörung", selbst wenn es sich um die Anschläge des sogenannten Islamischen Staats handelt. Der Zionismus leiste dies mittels geheimbündlerischer Aktivitäten (häufig genannt werden die „Freimaurer“), Unterwanderung und Ähnlichem. Sein Ziel sei die politische, wirtschaftliche und mediale „Beherrschung der Welt" sowie die Schaffung eines jüdisch-zionistisches Großreiches (hierfür wird fälschlicherweise der Ausdruck „Eretz-Israel“ verwendet). Den Eliten (s. Eliten) wird dabei eine Beteiligung aus opportunistischen und egoistischen Motiven unterstellt. Als Evidenzbeweise werden verschiedene, dieser globalen Verschwörungstheorie untergeordnete Verschwörungstheorien angeführt, beispielsweise die fiktionalen antisemitischen „Protokolle der Weisen von Zion“. Deren Fiktionalität ist in neofaschistischen Kreisen zwar bekannt und weitgehend akzeptiert, die darin getroffenen Aussagen des Pamphlets werden jedoch dessen ungeachtet als der Wahrheit entsprechend angenommen. Insofern stellt der Ausdruck Zionismus und hiervon abgeleitete Ausdrucke wie zionistisch, Zionisten etc. innerhalb des neofaschistischen Sprachgebrauchs eine stigmatisierende Alteritätsformel dar, die ein in sich widersprüchliches Wissen enthalt: das Wissen, dass die „Protokolle der Weisen von Zion“ falsch sind, und zugleich die Gewissheit, dass deren Inhalte wahr seien.
Belegbeispiele
- „Die Juden benutzen ISIS um dem zionistischen Ziel von Eretz Israel (Gros-Israel) näherzukommen.“60)
- „[…] DAS AMERIKA VOLLSTANDIG VON DEN ZIONISTEN KONTROLLIERT WIRD, IST HINLANGLICH BEKANNT. DER ENTSCHEIDENDE FEHLER; DER ALLGEMEIN GEMACHT WIRD; IST ANZUNEHMEN; DAS RUSSLAND EIN GEGENGEWICHT ZUM ZIONISMUS SEIN KONNTE: TATSACHLICH IST DAS LAND SEIT 1917 UNTER KONTROLLE DER RABBI MAFIA: DAS FUHRT logisch IN DEN 3.WELTKRIEG, DENN: DIE ZIONISTEN
HABEN DURCH BEIDE WELTKRIEGE IHR ZIEL NOCH NICHT ERREICHT: DIE BESETZUNG DES TEMPELS VON JERUSALEM UND ALLER GEBIETE VON HERTZELS ERETZ. SICH DAMIT ABFINDEN HEISST AUF EINEN KRIEG WARTEN DER DIESMAL NOCH MEHR OPFERN FORDERN KONNTE.“61)
- „Die Zionisten und ihre Verbündeten und Sympathisanten haben alle wichtige Stellen unterwandert. Es wird schwer sein, diese Inzuchtsbrut auszuschalten, da diese Bastarde global zu finden sind.“62)