Inhalt des Kapitels / Moduls

Sehr geehrte Damen und Herren,

wenn wir über Sicherheit in Deutschland sprechen, gilt es, stets beide Seiten der Medaille zu beachten: Sicherheit und Prävention. Dass sich diese Maxime derzeit durchsetzt, begrüße ich sehr. Denn Extremismus kommt nicht über Nacht und verschwindet nicht durch eine Verurteilung. Vielmehr braucht es Menschen, die sich für ein friedliches, vielfältiges und demokratischens Zusammenleben einsetzen. Vieles, was Teil unseres freiwilligen Engagements mit Freunden, Verwandten und Kolleginnen und Kollegen ist, hält die Gesellschaft zusammen. Wir nennen es nicht Prävention. Und doch hat es präventive Wirkungen. Wer beispielsweise als Fußballtrainerin oder -trainer den Jugendlichen zu verstehen gibt, dass für die Tore alle gleich wichtig sind, egal welche Sprache zu Hause gesprochen wird, leistet einen Beitrag zur Demokratie. Eigene Interessen zurückstellen, andere Perspektiven verstehen und Konflikte aushandeln – all dies muss eingeübt werden. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend legt deshalb großen Wert auf Demokratieförderung. Nicht umsonst trägt das größte Bundesprogramm in diesem Bereich den Namen „Demokratie leben!“.

Dabei muss eines auch feststehen: Wer gegen Gesetze verstößt und unser friedliches Zusammenleben gefährdet, muss ein klares Stoppsignal bekommen. Doch um möglichst zu verhindern, dass es soweit kommt, braucht es auch die ausgestreckte Hand. Denn so unterschiedlich Radikalisierungen verlaufen – in den allermeisten Fällen ergeben sich bei gefährdeten Menschen Momente der Irritation. Momente, in denen sie merken, dass sich Familienmitglieder und Freunde von ihnen abwenden. Dann brauchen sie Bezugspersonen, die Halt geben – zu Hause, in der Schule, bei der Arbeit, im Freundeskreis oder in der Jugendfreizeitstätte. Mit dem vorliegenden Handbuch wird Engagierten und Interessierten auf allen Ebenen – Zivilgesellschaft, Kommune, Land, Bund – eine umfassende Wissensgrundlage über die Phänomene von Extremismus und Radikalisierungsprozesse zur Verfügung gestellt. Ich freue mich, dass es mit diesem Handbuch gelungen ist, die präventiv-pädagogische Arbeit mit dem sicherheitsbehördlichen Ansatz zusammenzubringen. Ich danke allen Beteiligten, die an diesem Handbuch mitgewirkt haben. Möge dieses Buch allen eine Hilfe sein, die in diesem wichtigen und anspruchsvollen Bereich arbeiten.

Mit freundlichen Grüßen

Franziska Giffey
Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend a. D. (März 2018 - Mai 2021)