Bundeskriminalamt (BKA)

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Einleitung

Sprache spielt im politischen Extremismus eine zentrale Rolle, denn es handelt sich um eine komplexe Kommunikation zwischen Verhüllung und Selbstoffenbarung, interner und externer Legitimierung in Bezug auf eine politische und/oder religiöse Ideologie, fanatischexpressiver Sprache aus Wut, Verachtung, Empörung und Protest und im nächsten Moment wieder alltagssprachliche Routine in der Tarnung der Normalität. Umso erstaunlicher ist es, dass extremistischer Sprachgebrauch in der Sprachwissenschaft bisher kaum untersucht wurde. Daher versucht der vorliegende Artikel im ersten Teil, einige konzeptionelle Grundlinien aus linguistischer Sicht zu ziehen und dabei an die bisherigen Ansätze insbesondere aus der Politolinguistik und der Schlüsselwortforschung anzuknüpfen.

Extremismus und Radikalisierung

Wenn von Extremismus gesprochen wird, wird eine bestimmte Form von Normalität unterstellt. Diese Normalität ist aber nicht einfach gegeben, sondern muss im wissenschaftlichen und öffentlichen Diskurs aufwendig verhandelt werden, da so die Grenzen, was als extremistisch gilt und was nicht, festgelegt werden, und Normalität durch diese Grenzziehungen auch selbst konstituiert wird. Für den hier vorliegenden Zusammenhang wird von einer Normalität ausgegangen, wie sie derzeit normativ im Grundgesetz, im Strafgesetzbuch und in anderen Gesetzen festgelegt ist, d. h. es gibt einige unverrückbare Grundrechte und einen politischen Ordnungsrahmen, wie sie im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland kodifiziert sind, und es gibt ein Strafrecht und eine Strafpraxis, die definieren, was politisch motivierte Straftaten sein sollen. Insofern soll hier die Definition des politischen Extremismus übernommen werden, wie sie sich auch im Strafgesetzbuch finden lässt.1)

Im Folgenden soll Extremismus unter dieser Perspektive betrachtet werden, d. h. es müssen mindestens drei Elemente zusammenkommen:

  1. Ziel: Abschaffung des im Grundgesetz verankerten staatlichen Ordnungsmodells und der Grundrechte oder wesentlicher Teile davon zugunsten einer mehr oder weniger elaborierten neuen, „besseren“ Ordnung.
  2. Mittel: Planung und Durchführung eines Umsturzes oder die Herbeiführung einer Umsturzsituation (Panik, Chaos, Verunsicherung etwa durch Terror, Sabotage etc.); Planung und Ausübung strafbewehrter Gewalttaten und/oder Unterstützung dieser.
  3. Legitimierung: politisches Glaubenssystem (Ideologie), aus dem sowohl das Ziel als auch die Mittel abgeleitet werden und so auch grausamste Gewalttaten als gut und richtig gerechtfertigt werden können. Sowohl das Ziel als auch die Mittel können nur sehr vage gefasst und in verschiedenen Gruppen divers sein. Extremistische Gewalttaten sind jedoch immer von Werten geleitetes Handeln.

Es handelt sich also um eine auf das Grundgesetz bezogene, kontextuell sehr eingeschränkte Definition von Extremismus, die aber für das hier vorliegende Anliegen angemessen erscheint und die auch zumindest mit bestimmten Positionen in der Forschung übereinstimmt.2)

Radikal ist dabei nicht synonym mit extremistisch: Radikales Denken und Argumentieren, radikale Analysen und Utopien sind essenzieller Teil demokratischer Kultur.3) Wenn dieses jedoch in einen Extremismus übergeht, entwickelt das radikale Denken eine mörderische Kombination aus sich vertiefender und abschottender Sinnhaftigkeit und Selbstwirksamkeit. Dann wird nicht nur ein Übel und dessen mögliche Ursache ausgemacht, sondern auch eine Gruppe, die für dieses Übel verantwortlich sein soll und demzufolge gestört oder zerstört werden muss. Extremistisches Denken toleriert nur eine, nämlich die eigene Weltanschauung, erkennt nur eine Ursache an und macht eine Gruppe oder Gruppenkonstellation für alles Übel auf der Welt verantwortlich. Extremistisches Denken zeichnet sich daher oft durch eine Verschwörungstheorie aus. Als die gegenwärtig hauptsächlichen konzeptionellen Ausrichtungen einer solchen neuen politischen Ordnung in Deutschland können die völkisch-nationalistische, die anarchistische, die sozialistische und die islamistische genannt werden. In Kapitel 2 (in diesem Band) finden sich dazu detaillierte Phänomenbeschreibungen.

Zur Sprache des politischen Extremismus

Man kann zu Recht fragen, ob es so etwas wie eine Sprache des politischen Extremismus überhaupt gibt.4) Ebling et al. sind dieser Frage nachgegangen und haben eine Reihe von Merkmalen wie die metasprachliche Markierung als Ausdruck sprachkritischer „Ablehnung des demokratischen Verfassungsstaates“5) vorgeschlagen. Diese Merkmale zeigen, dass es eher eine extremistische Nutzung bestimmter Mittel gibt und nicht spezifische Mittel an sich. So sind Apostrophierungen zunächst ein übliches sprachliches Mittel der Alltagskommunikation. Es handelt sich um eine Form der metasprachlichen Kommunikation und dient häufig der Fokussierung und Distanzierung. Die Entscheidung, was extremistischer Sprachgebrauch ist, hängt aus pragmasemantischer Sicht deshalb von der Konstellation der Sprecherinnen und Sprecher, der Ziele, Adressatinnen/Adressaten und Inhalte ab. Werden Mittel wie Apostrophierungen nun in einem extremistischen Kontext betrachtet, so sind diese für die Analyse extremistischen Sprachgebrauchs sehr hilfreich. Distanzierungen sind beispielsweise interessant, da sie anzeigen, an welchen Stellen der common ground infrage gestellt bzw. verlassen wird. Durch die Analyse dieser Sprachthematisierungen wird die Wahrnehmung des Anderen aus extremistischer Sicht deutlich. Dadurch konnten für das vorliegende Glossar (in Kapitel 2) insbesondere Sinnformeln der Fremdgruppen aus Sicht der extremistischen Eigengruppe herausgefunden werden. Damit waren Sprachthematisierungen wie bereits bei Stötzel/Wengeler6) ein wichtiges Hilfsmittel zur Erstellung von Schlüsselwörtern und anderen Sinnformeln.

Die zentrale Rolle, die der Pragmasemantik extremistischen Sprachgebrauchs zukommt, macht jedoch deutlich, dass zunächst etwas grundlegender angesetzt werden muss, und zwar an der extremistischen Kommunikationskonstellation.

Die extremistische Kommunikationskonstellation

Im Folgenden sollen die wesentlichen Akteurinnen, Akteure und ihre Beziehungen aus der Sicht einer extremistischen Gruppierung dargestellt werden, die als Eigengruppe bezeichnet wird.7) Eine Vorbedingung ist, dass die Eigengruppe nicht an der Macht ist, sonst müsste sie keinen Umsturz planen und dafür Terrorakte ausüben.8) Die Eigengruppe (hier also die Extremistengruppe) sieht sich einer oder mehrerer feindlicher Fremdgruppen gegenüber. Die Herrschaftsposition wird von einer Hegemonialgruppe eingenommen, die aus der feindlichen Fremdgruppe kommt oder dieser zumindest zuarbeitet (Verräterposition, s. u.). Diese Hegemonialgruppe beherrscht in dieser Sicht nicht nur die Eigengruppe, sondern eine viel größere Gruppe: eine gute Mehrheit, d. h. ein nicht genau expliziertes, nach den Utopien und Normen der Eigengruppe verstandenes Normalitätsstereotyp (das Volk, die Arbeiter(schaft), die Deutschen, die Musliminnen und Muslime, Deutschland), das emotional und moralisch idealisiert und stark aufgewertet wird.

Diese Mehrheit gilt es nun, zu einer Positionierung zu zwingen: für den Kampf der Eigengruppe (Mitkämpferposition) oder dagegen (Verräterposition). Auch eine unentschiedene Position ist möglich, solange diese potenziell auf die Seite der Mitkämpfer gezogen werden kann. Ziel ist es, die Gruppe der Unentschiedenen möglichst klein zu halten (Polarisierung). Die Mitkämpferposition beinhaltet ein explizites, öffentliches oder ein implizites Bekenntnis als materielle Unterstützung, etwa indem jemand Informationen weitergibt, ein Versteck zur Verfügung stellt oder Waffen besorgt. Hat sich jemand implizit oder explizit zur extremistischen Eigengruppe bekannt, so entsteht ein nach und nach steigender Loyalitätsdruck, so dass eine Mitkämpferin oder ein Mitkämpfer nur noch als „Verräterin bzw. Verräter“ aus der Gruppe und ihrem Umfeld ausscheiden kann. Es findet also ein extremes Othering statt, d. h. jegliche Andersheit wird abwertend ausgegrenzt als feindliche Fremdgruppe oder als Verräter. Dabei kann es durchaus zu einem taktischen Othering kommen, etwa wenn Menschen in Kategorien in Bezug auf ihre Schädlichkeit und Nützlichkeit für die Ziele der extremistischen Eigengruppe eingeteilt werden. Es kann also durchaus strategisch und taktisch definierte Grade der Gefährlichkeit und Nützlichkeit (z. B. „nützliche Idioten“) geben.

Zentral bleibt aber die Identifizierung einer Hegemonialgruppe, die in einer Machtposition ist, aber aus Sicht der extremistischen Eigengruppe nicht das Wohl der (idealisierten) „guten Mehrheit“ im Sinn hat, sondern nur das eigene und/oder das einer feindlichen Fremdgruppe. Die Geschichte der Hegemonialgruppe, ihre Motivationen, Werte und Pläne sowie ihre (grundsätzlichen) Fehler und ihre Verwerflichkeit sind Teil des extremistischen Plots und nehmen häufig die Form von Verschwörungstheorien an. Ein gängiges Muster extremistischer Narration besteht darin, dass die Hegemonialgruppe eine bestimmte Minderheitengruppe auf Kosten der „guten Mehrheit“ bevorzugt.

Insgesamt stellt der extremistische Plot eine Befreiungsideologie dar: Die gerechte und gute Mehrheit wird von der Hegemonialgruppe unterdrückt, häufig zugunsten einer Minderheit, die dies aus Sicht der Eigengruppe nicht verdient hat. Die gute Mehrheit erhebt sich nur deshalb nicht gegen die Hegemonialgruppe und ihr Unterdrückungsregime, weil sie von diesen durch geschickte Manipulationen verblendet ist. Daher müssen die Herrschergruppe entlarvt und die Mehrheit auf diese Weise befreit werden. In diesem Denken wird angenommen, dass das Aufdecken dieser Verblendung zu einer Konversion hin zur Ideologie der Eigengruppe führen muss. Hinzukommen können außerdem andere extremistische Gruppierungen, die in Kooperation oder Konkurrenz stehen können, z. B. als „Querfront“.

Eingebettet ist diese Narration in eine spezifische Gegenwartsdiagnose: Die Gegenwart ist aus der extremistischen Perspektive existenziell bedrohlich und zugleich in historischer Sicht von einmaliger Bedeutung: Die (biologische, soziale, nationale, personale) Existenz der „guten Mehrheit“ steht auf dem Spiel, die Hegemonialgruppe betreibt dies bereits durch ihre Politik und kann nur noch aufgehalten werden, wenn sich jetzt alle zusammen mit der extremistischen Gruppe gegen die Hegemonialgruppe erheben. Wissenschaftliche Daten sind hier nur von selektivem Interesse.

Die Wissenschaften beziehen in der Regel ihren Standpunkt aus den Standards der wissenschaftlichen Community. Deren Aussagen sind in der Regel reflexiv in Bezug auf die Bedingungen ihrer Möglichkeit sowie von einer gewissen Komplexität und teilweise auch Ambiguität geprägt. Da die Eigengruppe lediglich eine Feind-, Mitkämpfer oder Verräterposition kennt, fallen bestimmte Wissenschaften bzw. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in eine dieser Kategorien. Ein differenziertes Bild wird hier nicht aufgebaut. Wissenschaft ist dann Mitkämpfer oder „Büttel“ der Hegemonialgruppe.

Wer diese Gegenwartsdiagnose bzw. Situationsdefinition der Eigengruppe als existenzbedrohend und historisch einmalig akzeptiert, ist leicht zu motivieren, Gewalttaten zu unterstützen oder selbst auszuführen, insbesondere, wenn die eigene Existenz bisher als marginal erlebt wurde. Die extremistische Utopie verspricht dabei nicht nur ein Ende marginalisierter Identität, sondern leistet durch das moralische und emotionale Aufwerten der „unterdrückten, aber guten“ Mehrheit auch das unmittelbare Erleben individueller Aufwertung allein durch die Zugehörigkeit zur moralisch aufgewerteten „guten Mehrheit“.

Sprachverständnis

In der extremistischen Kommunikationskonstellation spielt Sprache für die extremistische Eigengruppe eine bedeutende Rolle, denn sie ist zentrales (wenn auch nicht das einzige) Mittel der Hegemonialgruppe zur Verschleierung, dient aber genauso der extremistischen Eigengruppe zur Entlarvung dieser Verschleierung und damit zur Befreiung und Konversion der guten Mehrheit. Dabei wird der Hegemonialgruppe, im Falle des politischen Extremismus also der staatlich-demokratischen Ordnung, ihren Organen und all denjenigen, die sich für sie einsetzen oder für sie aussprechen, eine spezifische Sprache zugeordnet, Vielstimmigkeit wird zur Univokalität transformiert. Hinzu kommt eine Monofunktionalisierung: Alle Funktionen, die Sprache bei den unterschiedlichen Akteurinnen und Akteuren haben kann, wird der Funktion der hegemonialen Kontrolle aufgrund negativer Charaktereigenschaften wie Macht- oder Geltungssucht untergeordnet. In dieser Sicht sind die unterschiedlichen Stimmen, sprachlichen Stile und Argumentationsweisen nur die Oberfläche, hinter der sich die immer selbe Aussage und die immer selben Funktionen des sich bereichernden, moralisch verdorbenen Machterhalts verbergen. Für die gute Mehrheit wird hingegen Sprache als Identitätsbildung betrachtet. Somit handelt es sich um ein normativ extrem verengtes Modell von Sprache.

Extremistische Kommunikation als Zerklüftung des common grounds

Die extremistische Kommunikationskonstellation kann mit Karl Mannheim als die einer radikalen, d. h. speziellen, totalen Ideologie beschrieben werden.9) Dies könnte auch perspektiventheoretisch gedeutet werden. Perspektiventheoretisch liegen zu extremistischen Positionen, wie sie hier definiert wurden, keine Arbeiten vor. Aus den bisherigen Forschungsergebnissen10) lässt sich jedoch vermuten, dass das Spektrum zwischen Eigen- und Fremdposition fast leer und der Differenzierungsgrad der Fremdposition gering sein müsste. D.h. es würden sehr wenige oder keine echten, d. h. eigenständigen Positionen zwischen der Eigen- und Fremd/Feind-Sicht mehr wahrgenommen, und die Fremdposition erschiene vage und undifferenziert. Dies würde sich mit der Erfahrung decken, dass in Diskussionen mit Extremistinnen und Extremisten nicht mehr versucht wird, die Äußerungen der Gegnerinnen und Gegner auch nur teilweise inhaltlich zu verstehen oder nachzuvollziehen, sondern dass mit der Feststellung derer Interessenlage bereits ein Urteil über alle möglichen Äußerungen gefallen ist, die sie getan haben, tun oder tun werden. Wenn jemand also als zur Hegemonialgruppe zugehörig identifiziert wird, als deren Repräsentant oder Unterstützer, dann ist ohne eine Überprüfung der einzelnen Äußerung vorab „klar“, dass der besagte Akteur dies und das sagt, weil er es sagen muss, schließlich ist er ein Vertreter oder Kollaborateur der hegemonialen Gruppe, z. B. der staatlichen Ordnung oder eines staatlichen Organs. Dem Gegner wird die Glaubwürdigkeit somit allein aufgrund seiner Interessenlage vollständig abgesprochen und sämtliche seiner Kommunikationsakte als Mittel zur Etablierung der Herrschaft oder Befriedigung aufgrund seiner (niederen) Charaktereigenschaften und zur Verschleierung der negativen Folgen dieser Herrschaft betrachtet. Eine Kommunikation ist hier nahezu unmöglich, da das „kooperative Prinzip“11) in fundamentaler Weise verletzt wird.

Sprache und kommunikative Praktiken für eine Politik der Angst

Wie oben dargestellt ist ein zentrales Merkmal, dass die extremistische Eigengruppe eine existenzielle Bedrohung für sich und die gute Mehrheit „erkannt“ hat und nun eine Politik der Angst betreiben muss, um diese Mehrheit von der Bedrohung auch zu überzeugen. Zugleich muss sie die Bedeutsamkeit der gegenwärtigen Situation als „historisch“ maximal erhöhen. Um dies wahrnehmbar und damit auch als Wahrheit annehmen zu können, sind aus linguistischer Sicht in Bezug auf die Kommunikationskonstellation bestimmte Politiken der Referenz und der Prädikation notwendig, d.h. strategische und auch taktische Sprachhandlungen, durch die die Gesellschaft weiter in Mitkämpfer-, Feind- oder Verrätergruppe aufgeteilt wird. Dies soll am Beispiel des Umgangs mit der Hegemonialgruppe deutlich gemacht werden.

Referenzpolitik: Die Hegemonialgruppe muss zunächst identifizierbar gemacht werden. Dies geschieht am einfachsten durch Repräsentantinnen und Repräsentanten oder Unterstützerinnen und Unterstützern in Personam, auch mit Bild, Klarnamen oder Adresse. Ein weiteres Identifikationsmerkmal ist die Sprache oder die Positionierung, durch die eine Person als Teil der Hegemonialgruppe „erkannt“ werden kann.

Prädikationspolitik: Während es eine zentrale „Leistung“ der extremistischen Referenzpolitik ist, Fremdgruppen durch Einzelpersonen identifizierbar zu machen, geht es in der Prädikationspolitik darum, die Fremdgruppe mit ausschließlich negativen Eigenschaften zu versehen und deontisch mit Bedeutungen wie „muss bekämpft werden“, „darf verhöhnt werden“, „darf in sozialen Netzwerken beleidigt werden“ oder „darf physisch angegriffen werden“ aufzuladen. Dabei sind die Kategoriennamen für die Fremdgruppen häufig selbst Stigmawörter (z. B. „linksversifft“, „Bullenschweine“). Während im extremistischen Kontext die Stigmakategorien bevorzugt oder sogar ausschließlich verwendet werden, werden sie in weniger extremistischen Kontexten als Synonyme zu vorhandenen, sachbezogenen Kategorien hinzugestellt und haben dann häufig die Funktion, zu testen, wie sich Tabu- und Stigmagrenzen verschieben lassen („Pionierwörter“ wie beispielsweise „völkisch“). Grundsätzlich zielt die extremistische Prädikationspolitik auf eine Rückführung aller nicht-zustimmender Aussagen auf eine Feind- oder Verräterposition und damit eine negative Stereotypisierung von Kollektivkategorien.

Referenz/Prädikation: Mit Sprache werden zwei grundlegende Handlungsarten vollzogen.

  1. Die Identifizierung von Gegenständen, d. h. die Sicherstellung ihrer Bestimmtheit (Referenzsystem). Hier ist ein weiter Gegenstandsbegriff gemeint, der auch abstrakte Ideen (Demokratie, Freiheit) enthält.
  2. Die Charakterisierung bestimmter Gegenstände, über die gesprochen werden soll (Prädikationssystem)

Das Referenzsystem ermöglicht durch Sprache angeleitete („zugeführte“ nach Humboldt) Erkenntnis- und Wahrnehmungsakte: Woher weiß ich, dass ein Gegenstand überhaupt existiert, und wie kann ich ihn zuverlässig erkennen? Zentrale Referenzverfahren zur Identifikation von Gegenständen sind dabei die Benennung und Formen der Nominalisierung („Substantivierung“), z. B. durch Artikelsetzung: Der/die/das X oder bestimmte Suffixe wie -heit: frei -> Freiheit. Das Prädikationssystem ermöglicht eine gemeinschaftliche Versicherung darüber, welche Eigenschaften dem Gegenstand zukommen: Was kann über den Gegenstand zuverlässig ausgesagt werden und wie ist er zu charakterisieren? Referenz und Prädikationssystem funktionieren sowohl mit unmittelbarer als auch mit vermittelter Erfahrung (Beobachtung 2. Ordnung). So können beispielsweise unglaubliche Geschichten über Geflüchtete geglaubt und emotional aufgeladen werden, obwohl man in einem Bundesland lebt, in dem praktisch keine Geflüchteten wohnen.

Aber nicht nur die Kollektivkategorien, sondern auch die durch die Referenzpolitik herausgehobenen Einzelpersonen müssen grundsätzlich und dauerhaft ins Kriminelle, Diabolische oder menschlich Minderwertige abgewertet werden, sodass auch die repräsentativen Einzelbeispiele für verwerfliches Handeln und verderbten Charakter ein Exemplum darstellen und so der Prädikation für die Kollektivkategorie der Fremdgruppe dienen. Dies wird sprachlich mit verschiedenen Mitteln wie Verletzungen, Abwertungen, Beschimpfungen, Beleidigungen oder Stigmatisierungshandlungen geleistet (z. B. durch Stigmawörter, aber auch durch komplexere verbale und visuelle Sinnformeln).

Gleiches gilt für die (aus der Sicht der extremistischen Eigengruppe) Fremd-/Feindgruppe, die ebenfalls grundsätzlich und dauerhaft ins Kriminelle, Diabolische oder menschlich Minderwertige abgewertet werden muss. Besonders schnell gelingt dies, wenn diese Gruppe eine Minderheit und/oder ohnehin bereits stigmatisiert ist.

Sprachlich finden sich hier zum einen die für die Hegemonialgruppe eben beschriebenen Praktiken. Zugleich muss ihre „Bevorzugung“ ebenfalls durch herausgehobene Beispiele in personam herausgestellt werden. Da es sich hierbei oft um Minderheiten handelt, die aufgrund einer langen Ausgrenzungsgeschichte auf der Referenzebene schnell identifizierbar gemacht und auf der Ebene der Prädikation mit entsprechenden Stereotypen belegt wurden, sind diese besonders häufig verbalen und physischen Gewaltattacken ausgesetzt.

Superlativ und Elativ

Im Deutschen können Adjektive in drei Stufen gesteigert werden (schön, schöner, am schönsten). Die dritte Stufe oder Höchststufe heißt „Superlativ“ und „bezeichnet eine Eigenschaft, die im Vergleich mit anderen Objekten im höchsten Maße gegeben ist“.12) Die Höchststufe kann auch ohne Vergleich verwendet werden, um eine Eigenschaft als „in besonders hohem Maße gegeben“13) herauszuheben. Dies nennt man „Elativ“ (mit höchster Konzentration). Hierfür gibt es Ersatzformen wie voll, überaus, total, wahnsinnig, mega, riesen-, hyper-, die dann mit einem entsprechenden Adjektiv kombiniert werden (total schön, mega stolz).14)

Das behauptete Übel, das die Herrschergruppe für die Mehrheit bedeutet, muss an Beispielen (auch in personam) identifizierbar und sichtbar werden. Dabei ist es weniger wichtig, ob den Beispielen reale Ereignisse entsprechen, sondern ob sie in das narrative Muster der jeweiligen Ideologie passen und geeignet sind, (Selbst-)Bestätigung und Empörung im Sinne der bedrohlichen und historisch einmaligen Situationsdefinition (existenzielle Bedrohung) hervorzurufen.

Hier spielen auch sozialpsychologische Momente eine Rolle, die aber an dieser Stelle nicht weiter ausgeführt werden können. Insbesondere Karl Mannheims Konzept des irrationalen Spielraums, der sich durch die Rationalisierung der Alltagswelt ergibt, könnte hier eine wichtige Rolle zukommen, ebenso wie der Neo-Tribalismus, der das mythische Denken begünstigt, das sich durch mediale Vernetzung eigenständig und inselhaft ausbreiten kann.

Selbstwirksamkeit: Kampfrhetorik

Wie oben dargestellt, sieht sich die Eigengruppe in einer historisch bedeutsamen Situation, wobei ihr eine Schlüsselrolle im „letzten Kampf“ gegen die Feind- und Hegemonialgruppe und um die Verhinderung der Vernichtung der guten Mehrheit zukommt. Daher spielt grundsätzlich das Kampf- und Kriegsvokabular ein besondere Rolle, häufig in Kombination mit Superlativen und Elativen, welche die historische Bedeutsamkeit und damit auch den Wert der Anhänger der Ideologie aufwerten und ihren Aktionen Sinn verleihen.

Da eine dauerhaft scheiternde und stümperhaft agierende extremistische Eigengruppe kaum geeignet ist, eine Avantgarde zu bilden und ihre Gewalttaten auf Dauer zu rechtfertigen, muss sie den Beweis antreten, es mit den vermeintlichen Feinden nicht nur aufnehmen zu können, sondern ihnen überlegen zu sein. Dies kann durch unterschiedliche kommunikative Handlungen vollzogen werden, z. B. lächerlich machen und verhöhnen, die eigene Überlegenheit oder Unangreifbarkeit behaupten – oder im Kontext einer religiösen Ideologie – einen erfolgreichen Anschlag als Beweis für den Willen des Transzendenten anführen. Insbesondere Islamistinnen und Islamisten nähren den Mythos der Unangreifbarkeit mit dem Hinweis, unter Allahs Schutz zu stehen.

Werden sie dann doch getötet, dann ist es Allahs Wille, allerdings nicht, um den Terror zu stoppen, sondern um die Terroristinnen und Terrorristen als Märtyrerin bzw. Märtyrer im Paradies zu verwöhnen. Interne logische Widersprüche nicht gegeneinander auszuspielen, sondern zu partialisieren, funktioniert nur durch den narrativen Charakter der Ideologie, im mythischen Heldennarrativ, das in der Lage ist, solche Widersprüche ohne Probleme aufzunehmen und sich damit gegen jedwede Kritik zu immunisieren. Solche Widersprüche und Brüche sind allerdings auch mögliche Ansatzpunkte zum „Aufwachen“ aus der Gefangenheit in einer extremistischen Ideologie.15)

Sinnformeln

Der Ausdruck „Sinnformel“ wurde eingeführt, um sprachliche und multimodale Einheiten zu kennzeichnen, die für die Sinnhaftigkeit eines Individuums, einer Gruppe oder einer Gesellschaft von großer Bedeutung sind. In ihnen kondensieren sich Wissen über Gruppenidentität, Ursprünge und Zukünfte, Abgrenzung gegenüber anderen, Machtansprüche und Glaubensvorstellungen und Legitimierung.16) Sinnformeln sind somit zentrale Ansatzpunkte, um zu verstehen, was für ein Individuum oder eine Gruppe den Sinn ihres Daseins und ihres Handelns in der Welt ausmacht. Dies gilt auch für eine extremistische Kommunikationskonstellation. Grundsätzlich ist die Alltagssprache einer extremistischen Gruppe von einer ausdifferenzierten Heterogenität geprägt, die neben der internen Kommunikation auch eine Vielzahl externer Kommunikationsakte nötig macht. Dabei müssen ihre Sprecherinnen und Sprecher ein Spiel mit Identitäten betreiben, das die extremistische Identität in bestimmten Situationen offenbart, in anderen wiederum verbirgt, und manchmal auch beides zugleich, etwa wenn in einer Bekennerbotschaft nach einem Anschlag die extremistische Eigengruppe sich in der Öffentlichkeit zeigt und zugleich verbirgt, da sie sonst der Strafverfolgung unterliegen würde. Auch müssen Extremistinnen und Extremisten über eine „normale“ Alltagsidentität verfügen, um ihre Alltagsgeschäfte wie einkaufen, wohnen etc. erledigen zu können. Ja, sie müssen sogar „besonders normal“ erscheinen, um ihre extremistische Identität im Alltag leben zu können. Das macht es häufig so schwer, einen Extremisierungsprozess zu erkennen, weil zunächst alles so „normal“ erscheint. Diese extremistische Camouflage-Kommunikation lässt sich linguistisch auf ganz unterschiedliche Weise betrachten. Als eine Camouflage-Taktik soll nachher die Bedeutungsverschiebung betrachtet werden, bei der ein Alltagswort (bspw. Aktion) oder ein politischer Begriff von gemäßigten Positionen in seiner Bedeutung in Bezug auf gewaltsamen Umsturz extremisiert wird, sodass er mit der üblichen Bedeutung kaum noch etwas gemein hat. Zugleich kann er aber im Alltag relativ gefahrlos geäußert werden, da er ja immer auch die Alltagsbedeutung haben könnte. Damit leistet er auch eine Verbindung zu potenziell extremisierbaren Mitkämpferinnen und Mitkämpfern (Brückenbegriffe).

Eine zentrale Frage bei der Arbeit mit Sinnformeln lautet, wie diese ausgewählt werden. Hierbei gibt es nach Thomas Niehr induktiv und deduktiv gewonnene Kriterien, um „[…] die für einen Diskurs zentralen Vokabeln, das diskursrelevante Vokabular zu ermitteln.“17) Für die induktiven Kriterien führt Niehr weiter „eine besondere Umstrittenheit, die meist deutliches Indiz für heterogene Sichtweisen der Diskursteilnehmer ist.“18) an. Weitere induktive Kriterien für Schlüsselwörter bzw. Sinnformeln sind explizite und implizite Sprachthematisierungen bei Bedeutungskonkurrenzen („Ist das noch Demokratie?“) oder bei Bezeichnungskonkurrenz („AKW“ vs. „Kernkraftwerk“) sowie Ad-hoc-Komposita und Neologismen.

Um deduktive Kriterien zu gewinnen, kann nach bestimmten Sinnformelkategorien19) gefragt werden:20)

  • Frage nach der Gruppen-Identität/Alterität: Wer sind wir? Wer sind wir im Unterschied zu welchen anderen (In-Group/Out-Group)? Welche anderen sind uns bekannt, für uns relevant, welche nicht? Wie nennen sie sich? Wie nennen wir sie? Wie werden wir genannt?
  • Frage nach der Gruppen-Geschichte: Woher kommen wir? Mit welcher Geschichte können wir unsere Gegenwart verstehen?
  • Frage nach der Gruppen-Gegenwart: Wo stehen wir? In welcher Situation befinden wir uns?
  • Frage nach der Gruppen-Zukunft: Wohin gehen wir? Was erwarten wir? Was erwartet uns? Was müssen wir tun?
  • Frage nach der Gruppenmacht (und der Macht in der Gruppe): Wie sieht das Machtgefüge aus und an welcher Position stehen wir? Wie sah dies früher aus? Wie soll es sein? Sprachmacht: Wer darf was in welcher Form sagen und wer muss zu was wann schweigen?
  • Frage nach der Legitimität: (‚legitimierende Idee‘ nach Max Weber): Warum sind wir, wer wir sind? Warum haben wir die Geschichte, die wir haben? Warum dürfen wir das tun, was wir tun wollen?


Während die klassische Lexikologie in der Regel Ein- und Mehrwortkonstruktionen betrachtet, eröffnen Sinnformeln ein weiteres Spektrum von Ausdrucksformen. Hierzu zählen:

  • Wörter (Schlüsselwörter) - Beispiele: Leistung, Globalisierung, Leitkultur
  • Phrasenstrukturen - Beispiele: „Armlänge Abstand“ (nach einem Ausspruch von Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker nach den Silvesterübergriffen 2015/16 gebildet)
  • satzartige Konstruktionen (Slogans, Maximen, chorische Parolen etc.) - Beispiele: „Wer betrügt, der fliegt.“21) „Wir schaffen das.“22)
  • Visioformen/Bilder - Beispiele: Schilder mit Aufschrift „refugees welcome“ im Jahr 2015
  • Leitbilder/Metaphern - Beispiele: „Das agile Unternehmen“
  • Film-Szenen - Beispiele: Videosequenz der 9/11-Flugzeugeinschläge

Deduktive und induktive Kriteriengewinnung lassen sich kombinieren, sodass schließlich Wörter und andere Sinnformeln ausgewählt werden, die semantisch relevant sind.

Für das vorhin erstellte Schema einer extremistischen Kommunikationskonstellation können diese Sinnfragen spezifiziert werden:

  • Frage nach der Gruppen-Identität/Alterität: Wer sind wir? Wer sind wir im Unterschied zu welchen anderen (In-Group/Out-Group)? Othering: Was ist Feindgruppe und was die Hegemonialgruppe? Wer gehört zur guten Mehrheit und wer nicht? Wie nennen sie sich? Wie nennen wir sie? Wie werden wir genannt?
  • Frage nach der Gruppen-Geschichte: Woher kommen wir? Was ist unser Ursprung? In Vergangenheitsutopien spielt die Gruppengeschichte eine größere Rolle als in Zukunftsutopien. In Vergangenheitsutopien wird ein vergangener, teilweise auch mythischer Urzustand beschworen, der verloren gegangen ist bzw. droht, verloren zu gehen. Ziel ist daher die Erhaltung oder Restauration der idealisierten Vergangenheit, wie dies für rechtsex-tremistische und islamistische Gruppierungen typisch ist. Mit welcher Geschichte können wir unsere Gegenwart verstehen?
  • Frage nach der Gruppen-Gegenwart: Wo stehen wir? In welcher Situation befinden wir uns? Die extremistische Situationsdefinition ist immer eine historisch bedeutsame Entscheidungssituation, bei der die Gruppe selbst und alle, die sie vertritt, in existenzieller Gefahr sind. Dies bildet zugleich die Legitimationsgrundlage für gewaltsame Handlungen und Terror. In religiösen Ideologien kommt ein unmittelbarer Transzendenzbezug hinzu. Danach liege es im Willen des obersten transzendenten Wesens, „sein“ Glaubenssystem auch mit Gewalt universal durchzusetzen. Die sich anschließen, werden belohnt, die anderen bestraft. Wo stehen wir im historischen Kampf gegen die Hegemonialgruppe?
  • Frage nach der Gruppen-Zukunft: Wohin gehen wir? Was erwarten wir? Was erwartet uns? Was müssen wir tun? In extremistischen Gruppen gibt es immer zwei Zukünfte: Eine Dystopie, wenn das extremistische Handeln unterlassen wird, und eine Utopie, wenn sich genügend Menschen den Extremistinnen und Extremisten sowie ihren Taten anschließen. Es handelt sich somit um eine Kombination maximaler Angst und maximaler Hoffnung, Sehnsucht und einer ultimativen Entscheidung jedes und jeder Einzelnen hier und jetzt, ob der Untergang oder das Paradies die Zukunft bildet.
  • Frage nach der Gruppenmacht (und der Macht in der Gruppe): Wie sieht das Machtgefüge aus und an welcher Position stehen wir? Wie sah dies früher aus? Wie soll es sein? Sprachmacht: Wer darf was in welcher Form sagen und wer muss zu was wann schweigen? Extremistinnen und Extremisten sehen sich in der Regel in der Opferrolle und geben vor, sich für eine Mehrheit einzusetzen, die sich ebenfalls in der Opferrolle befindet. Ziel und Versprechen an (mögliche) Anhängerinnen und Anhänger ist allerdings eine Umkehr der Machtverhältnisse. Die Selbstwirksamkeit kann dabei durch eine Reihe von kommunikativen Praktiken erzeugt werden. Damit ein geschlossenes extremistisches Weltbild und damit Gruppenmacht dauerhaft konstituiert werden kann, müssen alle Erfahrungen, die nicht-stereotyp bzw. nicht narrativ-konform sind („ein sympathischer Polizist“, der nicht in das Schema „Bullenschwein“ passt) oder alles, was sonst wie einen Widerspruch zur extremistischen Wirklichkeit darstellt (z. B. sinkende Kriminalitätsrate, zunehmender Wohlstand)

    • als Propaganda der Hegemonialgruppe behauptet oder
    • durch Aktivierung der Gruppen-Loyalität umgedeutet oder
    • in den immer größer werdenden blinden Fleck des Nicht-Sagbaren verbannt werden.
  • Frage nach der Legitimität: Damit auch schwere Gewalttaten und generell unmenschliches Handeln gerechtfertigt werden können, ist eine mehr oder weniger elaborierte Ideologie notwendig, die mit Karl Mannheim als speziell und total charakterisiert werden kann (s. o.). Daraus lässt sich die ‚legitimierende Idee‘ nach Max Weber gewinnen, d. h. eine zumindest rudimentäre Gedankenstruktur, welche die Fragen beantwortet: Warum sind wir, wer wir sind? Warum haben wir die Geschichte, die wir haben? Warum dürfen wir das tun, was wir tun wollen? Warum ist es sinnvoll, zu tun, was wir tun? Warum ist es sinnvoll, zu töten? Warum ist es sinnvoll, Gewalt anzuwenden? Warum ist es sinnvoll, das eigene Leben zu opfern?

Sinnformeln werden häufig lexikografisch erfasst, was im 20. Jahrhundert zu neuen Wörterbuchtypen führte.24)

Fazit

Die Linguistik stellt eine Fülle von Zugängen zum extremistischen Sprachgebrauch dar, unabhängig davon, ob es sich um politische oder religiöse Motivationen handelt. Dabei muss berücksichtigt werden, dass der Begriff des Extremismus selbst diskursgebunden ist und eine Positionierung hinsichtlich anderer Begriffe wie Normalität, Mitte, radikal oder gemäßigt einschließt. Es gibt dazu kein objektives Maß, sondern lediglich die Versicherung eines gemeinsamen Wertekanons, der für viele – den Autor eingeschlossen – als unverhandelbare Werte Demokratie und Menschenrechte beinhaltet. Linguistische Analysen können helfen zu verstehen, wie Sprache Menschen einer extremistischen Weltsicht „zuführt“ und wie wir wieder in einen öffnenden Dialog treten können.

Struktur und Informationen zum Kapitel / Modul

Fussnoten

Literatur

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